Der Unterschied zwischen Selbstfürsorge und Egoismus

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Wenn Ihrem Auto das Benzin ausgeht, dann schlagen Sie nicht auf das Armaturenbrett, um es zum Weiterfahren zu zwingen. Sie erkennen an, dass das Benzin alle ist und Sie füllen den Tank. Oder Sie laden es auf, falls es elektrisch fährt.

Sie würden Ihr Smartphone nicht „selbstsüchtig“ nennen, wenn die Batterie fast leer ist. Sie suchen ein Ladegerät.

Aber: Sie würden sich selbst vielleicht selbstsüchtig oder egoistisch nennen, wenn bei Ihnen die Batterien mal aufgeladen werden müssen.

Es fällt vielen von uns schwer, zu lernen, dass wir persönliche Bedürfnisse haben, die Aufmerksamkeit brauchen. Als Kind haben Sie vielleicht öfter gehört „Sei nicht so egoistisch“ oder „Lass doch mal die anderen zuerst“. Solche Aussagen nehmen wir mit in unser Erwachsenenleben und verwechseln nun grundlegende Selbstfürsorge mit Egoismus.

Wenn Sie nicht gelernt (oder verlernt) haben, sich selbst die richtige Dosis Selbstfürsorge zu gönnen, dann ist das Fahren mit einem leeren Tank vielleicht Tagesgeschäft. Das Ergebnis ist, dass die Nerven überreizt werden und Sie den „Overload“ spüren.

Erschöpfung ist wie Benzin für das Drama-Dreieck. Wenn wir unsere innere Energie erschöpfen, springt unsere innere Schurk*innen-Rolle ein und wird kritisch – gegenüber uns und anderen. Wenn wir dann schließlich doch verkünden „jetzt nehme ich mir endlich einmal Zeit für mich“ – dann sind die Entscheidungen, die wir treffen möglicherweise nicht unbedingt klug oder gesund.

Donna traf auf ein Beispiel für diese Gefahr, als sie einen Kunden befragte, wie er sich denn um sich selbst kümmere. Seine Antwort: „Ich gehe mit den Jungs einen trinken. Im Casino. Die ganze Nacht.“ Sie fragte weiter, ob ihn das denn am nächsten Tag mit mehr Energie ausstattet. „Natürlich nicht. Ich hab dann einen Kater. Und ein schlechtes Gewissen, wegen dem verzockten Geld.“

OK. Das ist also schon mal nicht „Selbstfürsorge“.

Eine Massage ein Glas Wein, ein Wellness-Tag – das können Momente der Selbstfürsorge sein. Zumindest können sie ein guter Start sein. Aber ohne die Einsicht, dass Sie als Mensch grundlegend „Aufladen“ müssen, werden diese Momente zu wenig sein, um ihren Körper und Geist mit dem zu versorgen, was Sie brauchen.

Eine echte, nachhaltige Selbstfürsorge beginnt mit der Überzeugung, dass man Fürsorge und Zuwendung verdient. Wenn Sie tief drinnen nicht glauben, dass Sie diese Art der Liebe verdienen, dann werden sich die Tage im Wellness-Tempel immer egoistisch anfühlen.

Wenn Sie in der Welt nach dem suchen, was Sie brauchen und es dann von Anderen nicht bekommen, dann ist die natürliche Reaktion, zu denken: „Niemand versteht mich und was ich durchmache. Niemand unterstützt mich.“ So verzetteln wir uns im Drama Dreieck, machen „die Anderen“ zu unseren Schurken unter denen wir leiden und von denen wir nicht kriegen, was wir brauchen. Umgekehrt führt diese Enttäuschung dann aber auch dazu, dass wir die anderen verurteilen indem wir sie verantwortlich machen für das, was uns fehlt. Die anderen werden von uns zur Quelle unseres Leidens gemacht.

Nachhaltige Selbstfürsorge geht von innen nach aussen. Mit der Grundannahme und Zielsetzung, sich selbst zu helfen und zu lieben durch die Entscheidungen, die man trifft.

Hier ist eine Frage, die helfen kann, weg zu kommen vom gefühlten Egoismus und hin zu nachhaltiger Selbstfürsorge:

„Wie würde ich mich um etwas kümmern, das mir wirklich sehr viel wert ist?“

Die Antwort wird Ihnen gute Ansätze geben, mit sich selbst umzugehen.

Geist und Körper zu erfrischen und gesund zu halten ist etwas, das man tut und etwas, an das man glaubt. Etwas, das man spürt und von dem man weiß, dass es richtig ist.

Es ist nicht etwas, das auf der Todo-Liste steht und abgehakt werden kann. Es ist etwas, für das wir ganzheitlich Verantwortung übernehmen – um unsere Rolle als Gestalter*in zu stärken.

Der Artikel ist im Original erschienen unter https://3vitalquestions.com/selfish-or-self-care-whats-the-difference/ (D. Emerald, D. Zajonc) – übersetzt und editiert von Holger Heinze, zertifizierter 3VQ Trainer und Coach.

Über den Autor

Holger Heinze ist zertifizierter 3VQ/TED* – Trainer und Coach, ausgebildeter Holacracy Coach, Chartered Manager und Fellow des Chartered Management Institute. Seit 1999 arbeitet er mit Teams und Führungskräften an Kultur, Beziehungen, Geschäftsmodellen und Prozessen.

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