Toxisch positiv oder authentisch optimistisch?

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Ein wichtiges gewünschtes Ergebnis, wenn man 3 Vital Questions und TED* einsetzt ist: Die beste Version seiner selbst zu werden und auch wenn das Leben mal hart ist, Wege zu finden.

Eine sehr beliebte Art, mit Schwierigkeiten umzugehen ist: Positiv bleiben und auf das Positive konzentrieren. Dann sagen wir gerne mal zu uns selbst: „Das hat schon seinen Grund, dass es so ist wie es ist. Ich muss mich eben zwingen, auf das Positive zu schauen.“

Alternativ kann man natürlich auch aufgeben, wen es schwierig wird. Dann kippt die Stimmung in Bedrückung und Sorge. Dann sagen wir uns selbst vielleicht: „Wieso soll ich denn mit dieser Situation kämpfen – das ist eh hoffnungslos.“

Das zweite Beispiel ist eine Spielform der Opferrolle und selten erfolgreich. Aber auch erzwungener oder vorgetäuschter Optimismus kann ziemlich ineffektiv sein.

Um in die Gestalter*innen-Rolle zu kommen (die zentrale Rolle in TED*) müssen wir lernen, alle unsere Emotionen zu akzeptieren und sie zu nutzen. Denn sie helfen uns, unsere aktuelle Realität ehrlich zu sehen. Wenn wir dagegen eigentlich Unangenehmes erleben und uns zwingen, positiv zu sein, führt das Toxischer Positivität.

Dabei handelt es sich um eine heftig verallgemeinerte positive Einstellung und den Anspruch, immer glücklich und froh sein zu müssen. Es ist zwar bestimmt gut gemeint, kann aber mitunter mehr Schaden anrichten als Gutes tun, wenn wir enttäuschende oder traumatisierende Erlebnisse mit Gewalt in etwas Gutes verwandeln müssen. Wenn wir die negative Realität ignorieren oder ausblenden und uns damit vor den angemessenen Emotionen schützen, nehmen wir uns die Chance, Resilienz und Stabilität zu entwickeln.

Toxische Positivität sorgt dafür, dass Gefühle abgewürgt oder entwertet werden. Damit können wir sogar die Gefühle anderer unterdrücken, z.B. indem wir mit Phrasen wie „Sei dankbar für das, was du hast und beschwer Dich nicht“ Kritik unterdrücken. Das kann so weit führen, dass wir uns für die angebrachten und echten Gefühle schämen, wenn wir einmal nicht positiv und optimistisch reagieren.

Sie haben möglicherweise toxische Positivität in ihrem Leben, wenn Sie sich schämen oder ein schlechtes Gewissen haben in Situationen, in denen Sie enttäuscht oder traurig sind. Wenn Sie sich selbst sagen „Da muss ich jetzt durch, mit einem Lächeln.“ Stattdessen sollten Sie Ihre echten Gefühle anerkennen und sich erlauben, ehrlich und vollständig über sie zu sprechen.

Ein Erfolgsfaktor auf dem Weg zur Gestalter*in ist es, zu verstehen, was uns triggert. Unsere spezifischen Trigger schicken uns in den Autopiloten – und der führt leider normalerweise ins Drama. Statt diesen Reflexen zu erliegen empfehlen wir, alte eingefahrene Muster zu unterbrechen.

Statt toxischer Positivität empfehlen wir authentischen Optimismus. Wer authentisch optimistisch ist, erinnert sich an das Gute in sich und in den anderen Menschen ohne negative Aspekte der aktuellen Realität auszublenden.

Es ist gesund (still oder laut) zu sagen: „Im Moment geht es mir bescheiden. Ich weiß aber, dass ich am Ende hier herauskommen werde. Auch wenn es im Moment schwierig ist.“

Albert Einstein wird mit dem Ausspruch zitiert: „Ich denke die wichtigste Frage der Menschheit ist: Ist das Universum ein freundlicher Ort?“

Wir wissen tief in uns drin, dass das Universum ein freundlicher Ort ist. Und dass die Menschheit im Kern gut ist. Authentischer Optimismus baut auf diesen Grundlagen auf. Aber er überzieht die Realität, reales Leid und reale Schwierigkeiten nicht mit künstlichen Süßstoffen. Man kann trotzdem nett, respektvoll und dankbar sein – auch wenn man die Wahrheit über eine negative Situation ausspricht.

Sie entscheiden selbst, wie Sie Ihrer Realität und Ihrer Zukunft entgegen treten. Werden Sie die Wahrheit sagen über die Herausforderungen, denen Sie, Ihre Familie, Ihr Team, Ihr Unternehmen ausgesetzt sind? Werden Sie authentisch optimistisch, aber ehrlich damit umgehen?

Text im Original erschienen unter https://3vitalquestions.com/toxic-positivity-or-authentic-optimism/ D. Emerald, D. Zajonc) – übersetzt und editiert von Holger Heinze, zertifizierter 3VQ Trainer und Coach.

Über den Autor

Holger Heinze ist zertifizierter 3VQ/TED* – Trainer und Coach, ausgebildeter Holacracy Coach, Chartered Manager und Fellow des Chartered Management Institute. Seit 1999 arbeitet er mit Teams und Führungskräften an Kultur, Beziehungen, Geschäftsmodellen und Prozessen.

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