Gefangen im Strudel der Todos

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Es gibt eine Geschichte, die in Leadership-Trainings sehr beliebt ist, da sie sehr gut das Problem mit ständig wiederkehrenden Todos illustriert:

Es lebte einst ein Einsiedler, der im Sommer jeweils genug Holz sägte, dass er im Winter genug zum Heizen hatte. Eines Tages hörte er über sein Funkgerät, dass ein Wintersturm kommen würde.

Er rannte zu seinem Holzstoß. Zuerst fiel ihm auf, dass seine Säge rostig und stumpf war und geschärft werden müsste. Da er sich aber Sorgen machte wegen des nahenden Sturms, begann er trotzdem direkt mit dem Sägen. Er merkte schnell, dass sie Säge stumpf war und noch stumpfer wurde und er kaum mit dem Sägen vorwärts kam.

Mehrfach sagte er sich selbst, dass er jetzt die Säge schärfen müsste. Aber die Sorge um den Sturm trieb ihn und so mühte er sich weiterhin mit der stumpfen Säge ab.

Als der Sturm kam saß er mit seiner stumpfen Säge neben einem großen Haufen ungesägtem Holz.

Machen wir das nicht alle immer wieder? Besonders, wenn es wirklich um was geht? Dann fokussieren wir uns auf das, was auf dem Spiel steht. Auf die Sorgen, die uns das macht, wenn es schief geht.

Wenn die Angst überhand nimmt, dann verfallen wir in alte, bekannte, eingefahrene reaktive Muster. Besonders, wenn der Druck hoch ist und die Zeit knapp.

Wir konzentrieren uns auf das Problem und fallen herein auf das Problem Mindset.

Wenn wir unter Druck stehen, dann fühlen sich alte, eingefahrene Muster gut an. Sie sind unsere comfort zone in die wir uns zurück ziehen. Notfälle sind keine Zeit, um Experimente zu machen! Das, was wir schon immer gemacht haben, muss nochmal als Lösungsstrategie herhalten.

Unter Druck sagen wir uns selbst, dass wir reagieren müssen, dass wir auf das Problem reagieren – obwohl wir auf die Sorge reagieren, die das Problem in uns auslöst. Nicht das Problem treibt uns vor sich her sondern die Emotionen, die das Problem in uns auslöst. Und diese Gefühle wollen Aktion – irgendeine Aktion! – und für einen ruhig durchdachten Plan ist jetzt gerade keine Zeit!

Während wir uns auf die Sorgen konzentrieren, beginnen wir, härter und härter daran zu arbeiten, selbst wenn es wenig oder keine Ergebnisse produziert. Außer Erschöpfung. Vielleicht sogar Burn-Out oder andere gesundheitliche Konsequenzen.

Innovation und neue Ideen sind in diesem reaktiven Mindset fast ausgeschlossen. Gleichzeitig können wir aber darauf hereinfallen, zu glauben, ständiges hartes Arbeiten an den selben repetitiven Dingen wäre Fortschritt!

Erst sehr viel später, teilweise nach sehr vielen ergebnislosen, teilweise absurden Iterationen bemerkt man:

Nicht das Problem ist das Problem. Wie man über das Problem denkt, ist das Problem. (Frei nach Cpt. Jack Sparrow)

Wir brauchen Mut, um zu experimentieren und in Frage zu stellen, wie man darüber nachdenkt, wie man nachdenkt. Und genau davon handelt die erste der 3 Vital Questions.

Der wichtige erste Schritt, um die Ketten der immer wiederkehrenden Todos zu sprengen ist:

„Wo liegt mein Fokus? Liegt meine Aufmerksamkeit auf dem Problem oder schaue ich darauf, was ich erreichen möchte?“

Wenn wir unser Mindset weg vom Problem und hin zu den Resultaten bewegen, dann werden wir direkt einen anderen Weg einschlagen.

Der Einsiedler der Geschichte stoppte nicht, um darüber nachzudenken, was er eigentlich erreichen will. Hätte er das getan, dann wäre wahrscheinlich etwas wie „Ich möchte ausreichend Holz, um über den Wintersturm zu kommen“ dabei herausgekommen.

Diese Orientierung am Ergebnis statt am Problem hätte ihm geholfen, sich zu beruhigen. Hätte ihm die Ruhe gegeben, die Säge zu schärfen, denn er hätte ja nur genug Holz für den Sturm benötigt. Er hätte nicht wie besessen mit einer stumpfen Säge auf dem Holz herum gekratzt, weil seine Angst ihn dazu gezwungen hat.

Dieser Shift des eigenen Mindsets bringt uns weg vom Drama-Dreieck mit seinen Rollen (Opfer, Schurk*in, Retter*in). Der Einsiedler nahm sich die Rolle des Opfers, das unter den Schurken „Wintersturm“ und „Stumpfe Säge“ leidet. Er dachte, dass er sich selbst Rettet, indem er fester und schneller mit der stumpfen Säge sägt. Weil er so im Drama-Dreieck gefangen war, schaffte er es nicht, auszubrechen und über eine Rolle aus dem Empowerment-Dreieck zu einer Ergebnisorientierung zu gelangen.

Probieren Sie, in den nächsten Tagen zu bemerken, wenn Sie gefangen sind. Wenn Sie ständig die selben Todos abarbeiten und die selben Dinge tun, ohne dass wirklich etwas passiert. Wenn Sie härter und mehr und leidender Arbeiten, ohne sich einem Ziel zu nähern.

Dann stoppen Sie. Und fragen Sie sich: „Welches Ergebnis möchte ich erreichen?“

So bewegen Sie Ihren Fokus hin zur Ergebnisorientierung der Gestalter*innen-Rolle.

Der Artikel ist im Original erschienen unter https://3vitalquestions.com/trapped-in-repetitive-tasks/ (D. Emerald, D. Zajonc) – übersetzt und editiert von Holger Heinze, zertifizierter 3VQ Trainer und Coach.

Über den Autor

Holger Heinze ist zertifizierter 3VQ/TED* – Trainer und Coach, ausgebildeter Holacracy Coach, Chartered Manager und Fellow des Chartered Management Institute. Seit 1999 arbeitet er mit Teams und Führungskräften an Kultur, Beziehungen, Geschäftsmodellen und Prozessen.

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